Alles Gute zum 75. Geburtstag

In Sachsen lebt ein Mann, der seit vielen Jahren anderen Menschen hilft, sich zu Hause zu fühlen. Sein Name ist Manfred Hellmund. Er ist Doktor der Wirtschaftswissenschaften, Vorsitzender und Vorstandmitglied verschiedener Verbände. Das alles klingt beeindruckend. Aber wenn Sie ihm auch nur einmal begegnet sind, wissen Sie: Das Wichtigste an ihm sind nicht seine Titel.
Das Wichtigste an ihm ist seine Beharrlichkeit. So wie bei Menschen, die einmal beschlossen haben, Ordnung zu schaffen, und einfach nicht mehr aufhören können.
Zum Beispiel kamen ethnische Deutsche aus Russland, Kasachstan und Usbekistan nach Deutschland – mit deutschen Nachnamen, aber russischen Gewohnheiten und Gurken im Koffer. Sie wollten verstehen, wie hier alles funktioniert. Wo man sich registriert. Mit wem man spricht. Was hier überhaupt als normal gilt.
Und dann kam Doktor Hellmund. Er veranstaltete keine Konferenzen zum Thema „Kulturkreuzungen“. Er hörte den Menschen einfach zu, übersetzte Dokumente, erklärte, dass Ordnung keine Bestrafung ist, sondern einfach eine Lebensweise. Und wenn es nötig war, organisierte er Treffen, Konzerte, Beratungen, Tee mit Zitrone. Kurz gesagt, er tat, was ein Mensch tut, der nicht gleichgültig ist.
Dann geschah der 24. Februar 2022. Auf einen Krieg kann man kaum vorbereitet sein, selbst wenn man Doktor ist. Aber Doktor Hellmund reagierte auf eine sehr menschliche Weise. Ohne Reden. Er fand Menschen – Dolmetscher -, die Hilfsgüter – Kleidung, Medikamente, Kindersachen – gesammelt hatten, Schickte sie über die polnische Grenze. Und dann kamen dieselben Busse mit ukrainischen Flüchtlingen zurück.
Und es wiederholte sich alles: Hilfe, Beratungen, Wohnungssuche, Integration. Nicht weil „es so sein muss“. Sondern weil er offenbar einfach nicht anders kann.
Wenn er spricht, hat er einen klaren Blick und eine feste Stimme. Ein wenig akademisch. Aber dahinter steckt absolute Klarheit: Er weiß, warum er das alles tut.
Er ähnelt keinem Helden. Er hat kein Megafon und zitiert keine Großen. Er hilft einfach. Schon seit vielen Jahren. Zuerst seinen Leuten. Dann allen anderen.
Und er hat auch eine Idee. Eine persönliche und hartnäckige, genau wie er selbst. Er möchte in Leipzig einen Gedenkstein errichten – zur Erinnerung an die Deutschen, die ihre Heimat und ihr Hab und Gut verloren hatten, die in den schrecklichen Nachkriegsjahren die Grenze von Polen nach Deutschland überquerten. Das war ihr Weg ins neue Zuhause – lang, kalt und nicht immer willkommen.
Man sollte meinen, was könnte einfacher sein, als einen Stein aufzustellen. Aber im Leben ist, wie bekannt, alles etwas komplizierter. Die Behörden lehnen bisher ab. Sie befürchten Vandalismus, politische Assoziationen. Die Ära ist nervös, und Erinnerung ist eine heikle Sache.
Doktor Hellmund hört sich das alles mit seinem gewohnten Gesichtsausdruck an – höflich, aber beharrlich. Er streitet nicht. Er macht einfach weiter. Denn Erinnerung ist kein Skandal. Es ist eine Spur. Und die, so Hellmund, sollte man doch hinterlassen.
Виталий Гаркуша <garkusha-kt@ukr.net>