25 Jahre Kinder- und Jugendensemble „Sonnenschein“ in Leipzig

Das Ensemble Sonnenschein entstand 1999 im Rahmen eines Projekts zur Unterstützung von Familien mit Aussiedlergeschichte, der Förderung von Kindern und Jugendlichen beim Deutsch-Russischen Zentrums Sachsen in Leipzig. Gemeinsam gehören sie seit 2000 der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland an.  In Sachsen sind sie vernetzt mit dem Landesverband der Vertriebenen und Spätaussiedler Sachsen/Schlesische Lausitz und dem Dachverband der Sächsischen Spätaussiedler – Aussiedlerverband Sachsen.

Initiatoren war das aus Sibirien gekommene Spätaussiedlerehepaar Vera und Alexander Eichler, deren pädagogische Berufsabschlüsse damals hier nicht gefragt waren. Mit dem Kinder- und Jugendensemble „Sonnenschein“ fanden beide bei uns ihre Lebensaufgabe, die sich bei Interessenten nach wie vor großer Nachfrage erfreut. Daneben engagiert sich Vera Eichler auch bei der Betreuung von jungen Müttern im Rahmen von Mütter-Kinder-Kursen, im Rahmen derer die Kinder durch musikalisch-ästhetische Erziehung ab dem Alter von 18 Monaten ins Kinderensemble hinüberwachsen. Das Alter der Ensemblemitglieder bewegt sich zwischen 18 Monaten und 18 Jahren.

Inzwischen begleiten Ensemblemitglieder an Tasten- und Zupfinstrumenten, intern ausgebildete Kinder und Jugendliche, den Chor instrumental selbst und es ist sogar noch ein Zupfinstrumentenorchester entstanden. Unterstützung geben dabei das Spätaussiedlerehepaar Rosa und Peter Wegelin als ausgebildete Musiker mit Hochschulabschluss sowie der professionelle Gitarrist Leonid Gershkovich jüdischer Herkunft. Im Jahresschnitt zählt das Ensemble relativ konstant ca. 50 Mitglieder. Seit der Gründung gehörten nahezu 700 Kinder dem Ensemble an. Die Mitglieder des Ensembles setzen sich aus den verschiedensten Nationen der ehemaligen UdSSR, einschließlich ethnischer Juden sowie auch Leipziger Kindern zusammen. Großen Zuspruch findet die Ensemblearbeit auch bei ukrainischen Flüchtlingskindern, die sich in der Gruppe wohl fühlen und anerkannt sind. Der herrschende familiäre Umgang hält die Verbindung zu den ehemaligen Kindern aufrecht. Zwei im Ensemble aufgewachsene Kinder absolvieren derzeit ein Musikstudium.

Das Repertoire entwickelt sich ständig weiter. Heute gehören dazu Lieder der Deutschen aus Russland, Volkslieder, klassische und moderne Lieder sowie auch Rock- und Pop-Titel in den europäischen Sprachen. Die Nachfrage nach Auftritten ist groß. Neben Einzelveranstaltungen sind Einladungen von Musikschulen oder zu Festivals und Wettbewerben keine Seltenheit mehr, die auch schon mehrfach mit Preisen gewürdigt wurden, darunter ein Diplom eines internationalen Wettbewerbs in Prag sowie mehrere Auszeichnungen im deutschen Wettbewerb „Jugend musiziert“, wo wir auch 2024 wieder drei Mitglieder zu ersten Preisen beglückwünschen konnten.  2018 nahm das Ensemble am deutschen Chorfestival in Leipzig teil. Jüngst konnten wir sogar einem Mitglied zu seiner Berufung in das Bundesjugendzupforchester gratulieren.

Bei unseren Chöretreffen, den jährlichen sächsischen Gedenktagen für die Opfer von Flucht, Vertreibung und Zwangsumsiedlung sowie anderen zentralen Veranstaltungen des Landesverbandes der Vertriebenen und Spätaussiedler Sachsen/Schlesische Lausitz und der Stiftung Erinnerung, Begegnung, Integration sind die Kinder und Jugendlichen des Ensembles ein nicht mehr wegzudenkender Programmbestandteil, wie auch zuletzt wieder bei der Eröffnung unseres Bildungs- und Begegnungszentrums(BBZ) „Transferraum Heimat“ am 8. Juni 2024 in Knappenrode. Das spricht insbesondere auch für die Leistung von Vera Eichler als Leiterin des Ensembles, die ständig auf´s Neue Nachwuchs in die bestehenden Formationen integrieren muss.

Die gesamte Entwicklung und Vielfalt des 25-jährigen Wirkens sowie auch das Zusammengehörigkeitsgefühl mit inzwischen erwachsengewordenen (ehemaligen) Mitgliedern wird „Sonnenschein“ zu einem Jubiläumskonzert im Herbst dieses Jahres präsentieren.

Die nunmehr ein Viertel Jahrhundert währende Geschichte des Ensembles ist ein lebendiges Beispiel für gesellschaftlichen Zusammenhalt – gegen Ausgrenzung und Diskriminierung. Darüber hinaus wirkt es als Botschafter gegen das Vergessen von Flucht und Vertreibung und die Publizierung unseres BBZ „Transferraum Heimat“ für die nachwachsende Generation.

 

Manfred Hellmund