Festrede zum 25. Jahrestag des Regionalverbandes Leipzig/Nordsachsen der LMDR am 16. Mai 2023

Liebe Mitglieder und Freunde der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland in Leipzig!

Wir haben uns heute hier zusammengefunden, um gemeinsam den 25. Jahrestag der Gründung des Regionalverbandes Leipzig/Nordsachsen – damals noch Ortsgruppe Leipzig – der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland zu begehen.

Die 25 Jahre unserer gemeinsamen Arbeit sind wie im Flug vergangen. Wir sind als Verband schnell den Kinderschuhen entwachsen und nun schon richtig erwachsen geworden.

Wie jede Entwicklung ist auch unsere von Höhen und Tiefen gekennzeichnet. Im „Kleinkindalter“, den Anfangsjahren, konnten wir uns gut behütet und unterstützt, auch durch Projektförderungen des Bundesverbandes, des Landesverbandes, unseres Freistaates Sachsen und der Stadt Leipzig entfalten.

Dabei konnten wir auf zeitweilig bis zu 60 aktive Mitgliederfamilien und viele Sympathisanten und Freunde, auch Leipziger und Bürger aus dem Umland, zählen. Die Frequenz der jährlichen Veranstaltungsbesucher und Klientel in der sozialen Betreuung nähert sich der Zahl 2000 und multipliziert sich durch gemeinsame Veranstaltungen mit dem Landesverband der Vertriebenen und Spätaussiedler, dem Dachverband der Sächsischen Spätaussiedler, dem Deutsch-Russischen Zentrum Sachsen, dem Haus der Demokratie und anderen befreundeten Vereinen.

Ganz im Sinne der Satzung der LMDR konzentrieren wir uns auf die Erhaltung und Pflege unseres kulturellen Erbes im Rahmen der gesamtdeutschen und regionalen Kultur, die Förderung der Fähigkeiten in der deutschen Sprache, die soziale Betreuung sowie die Kinder-, Jugend-, Senioren- und Familienarbeit unserer Klientel in offener Arbeit. Wir verfügen dazu über ein reichhaltiges Angebot und immer neue Ideen für periodische und Einzelveranstaltungen, die ständig einen breiten Kreis von Besuchern anziehen.

Dabei können wir stolz sein auf das ehrenamtliche Engagement unserer langjährigen, treuen Mitglieder und Mitstreiter für die ich stellvertretend Eugen Reinecke, Elvira Niederquell, Rosa und Peter Wegelin, Helena Bosch, Katja Schneider sowie das Deutsch-Russische Zentrum Sachsen nennen möchte.

Aber: „Wo Licht ist, ist auch Schatten!“. Wir standen auch schon vor dem Abgrund.

Einmal, im Jahre 2008, als Mitglieder des damaligen Vorstands aus Eigennutz und Machtgier mit mittelbarer Unterstützung von Verantwortlichen der Stadt Leipzig den Verein spalteten und zum anderen, als uns in der Folge im Jahr 2010 die damalige Bundesgeschäftsführerin teils durch Mittelmänner, ihrem eigensinnigen Willen und ihrem Machtstreben unterwerfen wollte.

Dabei bezahlten wir unsere Satzungstreue mit dem Boykott beantragter Projektförderungen sowie auch der Mietbeihilfe.

Wir wären Ende 2010 mittel- und obdachlos gewesen, wenn uns nicht unser Mitglied, das Deutsch-Russische Zentrum, aufgenommen und uns die Bedingungen für die Fortführung unserer Arbeit gegeben hätte, die mit einem Kooperationsvertrag durch unseren bis heute immer aktiv unterstützenden Landesvorsitzenden, Herrn Florian Braun, gesichert wurden.

Mit etwas Glück gesellte sich auch der Kreisverband des Bundes der Vertriebenen mit seinem Hauptsitz im Haus der Demokratie zu uns und entwickelte sich sehr schnell eine Zusammenarbeit zwischen unseren Vereinen sowie auch dem Haus der Demokratie e.V., in der ein Netzwerk mit Arbeitsteilung entstand.

Wenn damit auch noch nicht alle unsere Probleme gelöst und wir als Regionalverband der LMDR eher Nutznießer des Netzwerkes waren, konnten wir in der Hoffnung auf eine objektive Sichtweise und Unterstützung der Verantwortlichen verhalten optimistisch in die Zukunft schauen, da wir uns mit Engagement und Leidenschaft für die Anliegen unserer Spätaussiedler einbrachten und einbringen.

Dabei setzten wir von Anfang an auf eine gute Zusammenarbeit mit dem Landesverband der Vertriebenen und Spätaussiedler Sachsen/Schlesische Lausitz sowie seines Vorstandsvorsitzenden, das damalige Mitglied des sächsischen Landtages, Herrn Frank Hirche. So ging am 19. Juni 2018 durch die Berufung von Dr. Jens Baumann durch den Ministerpräsidenten zum neu geschaffenen Beauftragten für Vertriebene und Spätaussiedler der Sächsischen Staatsregierung ein lang ersehntes Erfolgserlebnis in Erfüllung, der in der Folge für die Förderung unseres Kultur- und Begegnungszentrums sorgte und sorgt, wofür wir uns herzlich bedanken. Hervorzuheben sind aber auch seine Aktivitäten für das Weiterbildungs- und Begegnungszentrum „Transferraum Heimat“ in Knappenrode, das ein Meilenstein für die dauerhafte Publikation unserer Geschichte ist, und die Vereinigung der Strukturen der Vertriebenen und Spätaussiedler in Regionalverbänden, zu dessen Vorsitzenden in Nordsachsen Herr Henry Hufenreuter gewählt wurde.

Auch beim Staatsministerium für Soziales blieb unser unermüdliches Wirken, gemeinsam mit Florian Braun und unseren anderen Strukturen in Sachsen jetzt nicht mehr ungehört. Staatsministerin Petra Köpping setzte sich persönlich für die Gründung des Dachverbandes der Sächsischen Spätaussiedler unter Führung der LmDR ein, dessen Geschäftsstelle seit Ende 2019 nunmehr hier bei uns in Leipzig ist. Darüber hinaus haben wir jetzt auch seit 2021 ein durch die Staatsministerin berufenes Mitglied im Landesintegrationsbeirat. Nicht vergessen wollen wir auch, dass Frau Margarita Trippel, ein engagiertes Mitglied aus unseren Reihen, es geschafft hat, Geschäftsführerin des Hauses der Demokratie zu werden, der wir unsere volle Unterstützung und gute Zusammenarbeit zusichern.

Dafür möchte ich allen Beteiligten, insbesondere dem vor wenigen Tagen leider verstorbenen Vorstandsvorsitzenden des DRZ, Herrn Herbert Schmidt, um den wir zutiefst trauern, unseren herzlichsten Dank aussprechen.

Einer unserer wichtigsten Vertreter für uns im Sächsischen Landtag ist das MdL Ronald Pohle, der heute unter uns weilt. Er ist derjenige, der als Beauftragter für Vertriebene und Spätaussiedler der CDU-Fraktion seit dieser Legislaturperiode unsere Interessen im Parlament vertritt und großen Anteil daran hat, dass vor allem die materiellen Bedingungen für unsere Arbeit im Haushaltsplan der Staatsregierung des Freistaates Sachsen gesichert sind.

In unserer täglichen Arbeit sind wir ganz besonders stolz, unseren Kindern und Jugendlichen schon vom Kleinkindalter an attraktive Angebote in der musikalischen Freizeitarbeit unterbreiten zu können, die begeistert auch von vielen Leipzigern angenommen werden. Dafür möchte ich mich vor allem bei Frau Vera Eichler bedanken, die sich dafür schon seit 24 Jahren engagiert. Von den Ergebnissen können Sie sich nicht nur hier und heute, sondern auch bei vielen Auftritten zu festlichen Ereignissen landes- und bundesweit überzeugen. Der unschätzbare Wert dieser Arbeit widerspiegelt sich darin, dass die meisten der inzwischen über 600 Kinder auch schulisch überdurchschnittliche Abschlussnoten erreichten und die musikalisch begabtesten ein Musikstudium aufnahmen und/oder Preisträger nationaler und sogar internationaler Wettbewerbe wurden, wie unter anderem auch bei „Jugend musiziert“.

Genau so schätzen wir uns glücklich über unsere aktive Seniorenarbeit, die einen Gegenpol zur Vereinsamung im Alter setzt. Danke, Rosa und Peter Wegelin, danke, Lena Bosch und den vielen ehrenamtlichen Helfern.

Nicht unerwähnt bleiben soll und darf unser offener ehrenamtlicher, gemeinsamer Sozialdienst – die Beratung, Begleitung und Dolmetscherleistungen – mit dem DRZ und dem Jüdischen Forum. Dieser Dienst steht nach wie vor wochentäglich zur Verfügung und erlebt derzeit auch durch die Betreuung ukrainischer Kriegsflüchtlinge Hochkonjunktur. Dafür geht ein besonderer Dank an Elvira Niederquell und ihre Mitstreiterinnen für die häufig nervenaufreibende Arbeit. Wir schätzen uns glücklich nach erstmaliger Anschubfinanzierung 2022 dafür durch unseren Beauftragen, Dr. Baumann, nunmehr von der Bundeszentrale der LmDR eine MBE erhalten zu haben, die wir mit Helena Bosch besetzen konnten.

Liebe Freunde, liebe Partner, liebe Kollegen, wir können stolz auf das Erreichte in den vergangenen 25 Jahren sein. Dafür möchte ich jedem unserer Mitglieder und Mitstreiter von ganzem Herzen den innigsten Dank unseres Vorstandes des Regionalverbandes Leipzig/Nordsachsen der LmDR aussprechen.

Ihr könnt sicher sein, dass wir die weitere Anerkennung und Förderung unseres Engagements, das einer Vielzahl von Menschen – nicht nur Spätaussiedlern allein – zu Gute kommt, mit Nachdruck bei den Verantwortlichen in Stadt, Land und Bund einfordern werden. Dazu werden wir uns auch bei dem im nächsten Jahr anstehenden Wahlkämpfen nicht zurückhalten.

Was uns dabei optimistisch stimmt, ist, dass wir erhört worden sind bei den Verantwortlichen und uns nach langem Durchhalten das Glück der Tüchtigen nicht im Stich gelassen hat. Darüber hinaus wissen wir zu schätzen, dass wir insbesondere mit den hier anwesenden Verantwortungsträgern nicht nur Verbündete, sondern auch Kämpfer für unsere Interessen gewonnen haben, die es auch durch uns zu unterstützen gilt, dass wir uns gegenseitig brauchen.

Wir können heute – nach 25 Jahren des Bestehens unseres Verbandes sehr stolz auf das Erreichte sein.

Vielen Dank!

Manfred Hellmund