Gedenktag der Vertreibung der Deutschen aus Russland in Chemnitz

Am Sonntag, dem 28. August dieses Jahres, versammelten sich Deutsche aus Russland vor der St.-Matthäus-Kirche in Chemnitz, um am 2014 dort aufgestellten Gedenkstein der vielen Opfer von Deportation, Flucht und Vertreibung zu gedenken und eine Blumenschale niederzulegen. Der Ortsverein der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland organisierte die feierliche Zeremonie, zu der als Ehrengäste auch zwei Zeitzeugen eingeladen waren. In der Rede, gehalten von Johannes Bartle, wurde noch einmal die Geschichte der Deutschen in Russland sowie deren Deportation und Vertreibung lebendig. Besonders die von Galina Zerr ergreifend vorgetragenen Gedichte „Lied der Wolgadeutschen“ und „Ein Bettelkind aus Sibirien“ von Reinhold Frank sowie die musikalische Umrahmung durch Aric Aprojanz gaben der Veranstaltung einen würdigen und berührenden Rahmen.

Im Anschluss lud die Vorsitzende der Ortsgruppe Chemnitz Lilli Tews alle Anwesenden zu einer Gesprächsrunde bei Kaffee und Kuchen in die Räume des Vereins der Landsmannschaft auf der Straße Usti-nad-Labem 161 ein. Fleißige Frauen hatten bereits den selbstgebackenen Kuchen bereitgestellt und die Tische nett eingedeckt, sodass sich alle zunächst den Kaffee und den leckeren Kuchen schmecken lassen konnten. Danach berichteten Ludmila Bukenberger (geb. 1936) und Jakob Schaaf (geb. 1934 in Sulz / Odessa), wie sie diese furchtbare Zeit der Deportation erlebt und noch immer in Erinnerung haben. Diese Geschichten ähneln oftmals denen, die die Anwesenden auch von ihren Eltern und Großeltern gehört hatten, und man kann sich heute kaum noch vorstellen, was unsere Deutschen in Russland erleben, erleiden und ertragen mussten und doch haben viele diese schrecklichen Zeiten mit enormer Kraft und großem Gottvertrauen überstanden. Wir gedenken aber auch derer, die diese Torturen in Arbeitslagern nicht überlebt haben oder auch verhungert und erfroren sind. Für uns heute ist es wichtig, nicht zu vergessen, denn auch diese Zeit gehört zu unserer Geschichte.

Der Tag der Deutschen aus Russland wird seit 1982 begangen und erinnert an den Erlass des Obersten Sowjets vom 28. August 1941, durch den die Wolgadeutschen nach Sibirien und Kasachstan deportiert wurden. Etwa 350.000 Menschen wurden in Arbeitslager gebracht, mindestens 150.000 verloren ihr Leben. Die Umsiedlung sollte eine Kollaboration der Deutschen aus Russland mit Nazi-Deutschland verhindern.

Anton Helfrich, Lilli Tews