Porzellanland Schlesien

Schlesien hatte die größten Porzellanfabriken im Deutschen Reich, der Markt für schlesisches Porzellan umfasste auch die USA. Eine Ausstellung, die sich lohnt, die auch viele Möglichkeiten, was man mit Porzellan so in Szene setzen kann, aufzeigt: patriotische Ausuferungen, Porzellan für Herrenzimmer und Zigarrenraucher, Porzellantassen für Bartträger, Porzellan für Jubiläen (wer würde sich heute noch über solche Geschenke freuen?), Porzellan für … und eben für die besonderen Anlässe derer, die Bürgertum waren oder sein wollten, im positiven Sinne gemeint. Tischkultur eben, die den Anlass hervorhebt, die speisen statt nur essen lässt, die Gespräche wie von selbst lenkt. Wenn sich zum Porzellan die (Stoff)Serviette anstelle der Küchenrolle gesellt, die Vase mit Blumen den Tisch schmückt, das richtige Glas zum richtigen Getränk passt, vielleicht auch etwas scheinbar „Unnützes“ (ein Tier, ein Döschen) auf dem Tisch steht aber eben doch durch seine Anwesenheit Flair entfaltet – dann, ja dann rückt die Tischgesellschaft in den Vordergrund, nicht allein das Essen. Plötzlich geht man nicht mehr auf‘s Klo, sondern auf die Toilette, weil die auch das Erfrischen, das Richten der Sachen meint. Ist das altmodisch – oder ist Kultur am Tisch, Verbindlichkeit im Umgang untereinander nicht ein Anfang für: DAS macht man nicht (wer kennt das nicht noch von seinen Eltern), ein Anfang für STIL? Der kommt uns nämlich abhanden … im Umgang miteinander. Auch deshalb: mal eine Stunde ins Museum, und sei es das Schlesische.