Vom 24. bis 26. März wird herzlich über Live-Stream zu der historisch-literaturwissenschaftlichen eingeladen. Die Tagung wurde schon lange wie allgemein üblich geplant und auch verschoben wegen der Pandemie. Und nun – wer weiß ob noch in einer Woche – überzieht Russland die Ukraine mit einem furchtbaren und völkerrechtswidrigen Krieg; dieser wird bei ganz vielen Menschen in ganz vielen Ländern den Blick auf Russland tiefgreifend ändern. Ich denke, dass die über meinen Bereich geförderte Tagung aber dennoch zum rechten Zeitpunkt stattfindet. Zum einen geht es um die Literatur, die Geschichte, Werke und Menschen der Wolgadeutschen; einst gerufen und geachtet, dann entrechtet und vertrieben und nicht vollständig rehabilitiert. Menschen aus den einzelnen deutschen Landen waren einst nicht nur an der Wolga (später ja eine eigenständige ASSR) willkommen – verstreut wurden ihre Nachfahren mit Beginn des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion in alle, meist, östlichen Richtungen. Heute leben sie und ihre Nachfahren vielfach als Spätaussiedler (aus Russland, aus Kasachstan, aus der Ukraine usw.), als Deutsche aus Russland, eben als deutsche Staatsbürger gemäß Art. 116 Grundgesetz hier in der Bundesrepublik Deutschland. Sie sind Teil unserer Gesellschaft und gestalten schon lange unser Land erfolgreich mit. Und mit dieser Tagung achten wir ihre Kulturleistungen, bringen sie anderen näher. Zugleich ist Kultur immer eine Möglichkeit, miteinander ins Gespräch zu kommen. Jetzt keine Kultur mehr in den Blick zu nehmen, die ihre Wurzeln in den Gebieten der früheren Sowjetunion hat, wäre falsch, ja wäre ein Sieg des Krieges, der unser Denken um über ein Jahrtausend zurückwirft. Putin führt – gegen sich Stück für Stück abzeichnenden Widerstand auch im eigenen Land, russische Bürgerinnen und Bürgern dürfen wir auch in Zukunft nicht in ihrer Gesamtheit mit Putin und den seinen gleichsetzen – Krieg gegen die Ukraine und damit auch gegen unsere Zivilisation, Errungenschaften und Denken: auch daher sind wir zur Hilfe verpflichtet. Sie sind herzlich zur Tagung per Live-Stream eingeladen, insbesondere mache ich auf das kulturelle Abendprogramm 19.30 am Freitag aufmerksam.
Jens Baumann