Kinder- und Jugendensemble „Sonnenschein“ – Gelungene Integration von (Spät)Aussiedlerkindern durch Musik

Im Jahre 1994 wurde das Deutsch-Russische Zentrum Sachsen(DRZ) mit Sitz in Leipzig gegründet und ist seit dem Jahr 2000 Mitglied der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland(LmDR). Eine seiner wichtigen Aufgabestellungen war und ist die Unterstützung von jungen Müttern mit Aussiedlerhintergrund sowie damit verbunden die Förderung von Kindern und Jugendlichen. Dieses gemeinsame Anliegen ist auch ein Grund für die engen Verbindungen und die Zusammenarbeit mit der LmDR, den anderen Landsmannschaften, den regionalen Gliederungen des Bundes der Vertriebenen, dem Dachverband der sächsischen Spätaussiedler – Aussiedlerverband Sachsen e.V. sowie dem Landesverband der Vertriebenen und Spätaussiedler Sachsen/Schlesische Lausitz e.V.(LVS).

Dieser Aufgabe im Konkreten widmen bzw. widmeten sich seit 1999 die aus Sibirien nach Deutschland gekommenen Spätaussiedler Vera und Alexander Eichler, deren pädagogischer Berufsabschluss hier auf dem ersten Arbeitsmarkt nicht gefragt war, da sie kein zweites Unterrichtsfach nachweisen konnten. Mit dem Kinder- und Jugendensemble „Sonnenschein“ fanden die beiden Musikpädagogen im DRZ ihre Heimstatt.

Beide waren so glücklich darüber, dass sie sofort ihr Engagement der Förderung der Kinder und Unterstützung der Mütter ihrer Bevölkerungsgruppe widmeten, das nach kurzer Zeit auch von anderen, insbesondere der Residenzbevölkerung gefragt war. Werbung war dazu kaum nötig, weil die Angebote durch Mundpropaganda rege angenommen wurden.

In den Anfangsjahren vermittelte Vera Eichler ihre Fertigkeiten und Kenntnisse in Mütter-/Babykursen und begann in diesem Rahmen mit den Kindern ab dem 18. Lebensmonat mit musikalisch-ästhetischer Früherziehung der Kinder. Gleichlaufend bauten beide Kurse zur Vermittlung von Fähigkeiten für das Spielen von Tasten- und Zupfinstrumenten sowie Chorgesang auf. Alexander übernahm dabei auch die Begleitung auf dem Akkordeon. Besonderen Zuspruch fand dabei bei Eltern und Kindern die Ausbildung an der russischen Domra (vergleichbar mit der Mandoline).

Nachweisbar erbringen die die Freizeitkurse durchlaufenden Kinder und Jugendlichen überdurchschnittliche schulische Leistungen und zeigen kaum verhaltensauffällige Reaktionen. Sie erreichen in der Mehrzahl die Gymnasialsreife, schließen das Abitur ab und beginnen Hochschulstudien.

Inzwischen begleiten junge Ensemblemitglieder den Chor instrumental und ist sogar noch ein Zupfinstrumentenorchester entstanden. Seit der Gründung gehörten ca. 500 Kinder dem Ensemble an, der größte Teil davon mit Aussiedlerhintergrund, darunter auch Juden aus den Gebieten der ehemaligen UdSSR, Migranten aus anderen Gebieten und Einheimische. Um die 50 Kinder sind jeweils im Ensemble engagiert. Der in der Gemeinschaft des Ensembles herrschende familiäre Charakter hält die Verbindung zu den ehemaligen Kindern aufrecht. So es ihr Zeitbudget ermöglicht, treten sie auch gern zu ausgewählten Veranstaltungen als Gäste auf.

Die Proben sind zweisprachig, so dass die Kinder spielerisch russisch lernen. Das Repertoire hat sich von Beginn an ständig erweitert. Heute gehören dazu Lieder der Deutschen aus Russland, deutsche und russische Volkslieder, Lieder aus der Heimat der deutschen Vertriebenen sowie klassische und moderne Lieder in den europäischen Sprachen.

Die Nachfrage nach Auftritten ist groß und geht weit über das Feld des LVS hinaus. Neben Seniorenheimen und Vereinen sind Einladungen von Musikschulen (z.B. Johann Sebastian Bach Leipzig), Chor- und Musikfestivals in Leipzig und Sachsen oder das Messen mit einheimischen Chören und Instrumentalsolisten keine Seltenheit mehr. Einzelne Ensemble-Mitglieder/Formationen nahmen auch schon an internationalen Wettbewerben teil und kehrten als Preisträger zurück nach Hause.

Ferner sind mittlerer Weile aus dem Ensemble auch Gruppierungen entstanden, die als Einzelformationen auftreten.

Das Ensemble „Sonnenschein“ mit seiner Leiterin und Lehrerin, Vera Eichler, ist ein vorzeigbares Beispiel für gelungene Integration durch Musik und bringt dies in seinen Veranstaltungsprogrammen nachhaltig zum Ausdruck.